Erklärung zur Wertschätzung von Imam Taha Sabri

Auf Grundlage persönlicher Begegnungen mit dem Imam der Neuköllner Begegnungsstätte e.V. – Dar-as-Salam-Moschee, Mohamed Taha Sabri, möchten wir zum Ausdruck bringen, dass wir sein Engagement als Brückenbauer zwischen den Gemeindemitgliedern seiner und
anderer Moscheegemeinden und anderen Bereichen der Gesellschaft – seien es Politik, öffentliche Verwaltung, Sicherheitsbehörden, Medien, andersgläubigen Moscheegemeinden, Kirchengemeinden, jüdischen Gemeinden bis hin zu LGBTI-Gruppen – sehr schätzen.

Mit Erleichterung haben wir zur Kenntnis genommen, dass der Berliner Verfassungsschutz trotz jahrelanger Beobachtung der Dar-as-Salam-Moschee vor dem Oberverwaltungsgericht im Jahr 2018 keine Belege präsentieren konnte, die eine Erwähnung im Verfassungsschutzbericht rechtfertigten.

Umso mehr bedauern wir, dass gewisse Personen – die in der Regel nie persönlich mit ihm gesprochen haben – und auch bestimmte Gruppierungen immer wieder den Versuch unternehmen, Imam Taha Sabri auf Grundlage von „Kontaktschuld-Assoziationsketten“ diffus zu verdächtigen, als „Islamisten“ zu verunglimpfen und sein vielfaches Engagement im Sinne der Werte unserer Gesellschaft als Täuschungsmanöver hinzustellen, denen man keine Bühne bieten sollte.

Wir empfinden diese Stimmungsmache nicht nur als unfair, sondern vor allem als völlig kontraproduktiv, weil hierbei das Engagement von Muslim*innen und Moscheegemeinden zum Wohl der Gesellschaft nicht hinreichend gewürdigt wird. Sie trifft einen Imam, der dafür, dass er interreligiöse Gedenkveranstaltungen organisiert oder daran teilnimmt, im Anschluss sowohl von Islamist*innen als auch von antimuslimischen Stimmungsmacher*innen harsche Kritik erfährt und Boykott-Aufrufen, ja sogar persönlichen Bedrohungen ausgesetzt ist. Hierdurch kann auch bei anderen Muslim*innen der Eindruck entstehen, dass es besser sei, sich nicht in diesem Sinne öffentlich zu engagieren.

Wir empfinden es als außerordentlich positiv, wie dieser Imam einer der meistbesuchten Moscheegemeinden Berlins sich für Integration und Verständigung engagiert. Wiederholt konnte er, z.B. bei der Verurteilung eines antisemitischen Vorfalls an einer Berliner Schule oder auch jüngst bei der Verurteilung der entsetzlichen islamistischen Anschläge von Paris, Nizza und Wien zahlreiche islamische Organisationen dafür gewinnen, sich seinen Protesterklärungen anzuschließen. Leider fanden diese Aktivitäten entweder gar keine oder nur geringe und verspätete mediale Aufmerksamkeit.

Wir als Menschen, die Imam Taha Sabri kennen und schätzen gelernt haben, empfinden ihn als ausgesprochen liebenswürdigen, authentischen Menschen, der unser Vertrauen verdient hat. Wir möchten allen Kritiker*innen nahelegen, sich doch selbst einmal ein Bild von ihm zu machen, anstatt von anderen kolportierte Bilder zu übernehmen. Außerdem möchten wir an Medien appellieren, die Berichterstattung an den Taten und Worten von Imam Taha Sabri festzumachen und nicht an den von bestimmten Personen immer wieder vorgebrachten Unterstellungen und Kontaktschuldassoziationsketten.

Die von Taha Sabri geleitete Dar-As-Salam-Moschee (Neuköllner Begegnungsstätte e. V.) ist über ihre Internetpräsenz öffentlich leicht erreichbar. Sie lädt immer wieder auch Nicht-Muslim*innen zu öffentlichen Veranstaltungen ein und zeigt sich stets sehr gastfreundlich und gesprächsbereit.

Wir wünschen Imam Mohamed Taha Sabri, dass er die Kraft behält, seinen Einsatz für Offenheit, Toleranz und friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft fortzusetzen, und bitten ihn, sich davon auch durch immer wiederkehrenden Gegenwind nicht abbringen zu lassen.

Berlin im Dezember 2020

Folgende Nicht-Muslime stehen für diese Erklärung:

• Martin Germer, Pfarrer der Evangelischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

• Winfriede Schreiber, vor ihrer Pensionierung u.a. Leiterin des Brandenburger Verfassungsschutzes, Polizeipräsidentin von Ost-Brandenburg und Präsidentin des Verwaltungsgerichts Cottbus

• Werner Gräßle, Präsident des Amtsgerichts Lichtenberg

• Rabbiner Dr. Walter Rothschild

• Dr. Andreas Goetze, Landeskirchlicher Pfarrer für interreligiösen Dialog der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO)

• Hartmut Rhein, Beauftragter für Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften des Landes Berlin

• Prof. Dr. Christine Funk, Professorin für Systematische Theologie an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) und Mitglied im Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin

• Prof. Dr. Werner Schiffauer, Professor em für Kultur- und Sozialanthropologie, Europa Universität Viadrina, Frankfurt/Oder; ehemaliger Vorsitzender des Rats für Migration

• Judith Keil und Antje Kruska, Regisseurinnen filmischen Porträts “Inschallah” über Imam Taha Sabri, das u.a. Publikumspreis der 41. Duisburger Filmwoche 2017 gewann

• Bernhard Heider, Geschäftsführer Leadership Berlin – Netzwerk Verantwortung e.V.

• Dr. Susanna Kahlefeld, Mitglied des Abgeordnetenhauses, 2011 und 2016 direkt gewählt im Nord-Neuköllner Wahlkreis 2

• Christine Buchholz, Mitglied des Deutschen Bundestages und religionspolitische Sprecherin der Linkspartei

• Dr. Gerdi Nützel, Pfarrerin in der Evangelischen Kirche, Koordinatorin der interreligiösen Initiative “Religionen auf dem Weg des Friedens” und Gründungsmitglied des Berliner Forums der Religionen

• Dr. Michael Bäumer, Geschäftsführer des Berliner Forums der Religionen

• Prof. Dr. Anja Middelbeck-Varwick, katholische Theologin, Berlin/Frankfurt

• David Driese, Vorstand des Humanistischen Verbandes Deutschland, Landesverband Berlin-Brandenburg KdöR

• Bernd Streich, Vorsitzender des Sachausschusses “Ökumene und Dialog” des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin

• Andreas Scholz-Fleischmann, Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäderbetriebe a.D.

• Monika Matthias, Pfarrerin der evangelischen Martha-Gemeinde in Kreuzberg

• Dr. Thomas M. Schimmel, Vorsitzender „Lange Nacht der Religionen in Berlin e.V.“

• Peter Conrad, Rechtsanwalt und Oberregierungsrat a.D.

• Katharina von Bremen, Presbyterin in der Evangelisch-reformierten Bethlehemsgemeinde Neukölln

• Dr. Clemens W. Bethge, Pfarrer, Evangelische Kirche

• Peter Amsler, Sprecher der Berliner Bahá’í-Gemeinden im landesweiten interreligiösen Dialog

• Dr. Ulrich Klocke, Sozialpsychologe an der Humboldt-Universität zu Berlin und Mit-Organisator einer Begegnung zwischen LGBTI und Muslim*innen im Berliner Sonntags-Club

• Dr. Thomas Würtz, Islamwissenschaftler und Lehrbeauftragter an der FU Berlin für Koran und Koranhermeneutik und in verschiedenen Dialogprojekten als katholischer Vertreter beteiligt