Stichwort Angstmache: Die Überbetonung von Kriminalität in Printmedien und sozialen Netzwerken – insbesondere wenn Muslime die Täter sind – ist völlig unverhältnismäßig.

Die tatsächliche Kriminalität ist heute niedriger als noch vor einigen Jahrzehnten – die gefühlte Kriminalität (und Angst) hingegen ist heute so groß wie noch nie.

Auf Facebook findet man viele von ihnen und auch die Printmedien spielen ordentlich mit: “Besorgte Bürger” betonen allzu gerne Kriminalität von Geflüchteten und Muslimen und tun so, als hätte sich die Sicherheitslage in Deutschland durch den Zuzug von Muslimen gerade im Hinblick auf Morde (z.B. durch Messerangriffe oder Terroranschläge), Vergewaltigungen und antisemitische Straftaten deutlich verschlechtert. Aber das stimmt nicht!

Fakt ist: Deutschland ist heute sicherer als noch vor zehn Jahren! 1993 gab es beispielsweise noch mehr als doppelt so viele Morde wie 2017 und auch bei anderen Gewaltdelikten hatten wir vor einigen Jahren noch deutlich höhere Fallzahlen. 

Erstaunt? Die oben genannte Faktenlage korreliert immerhin in keiner Weise mit der Wahrnehmung durch die Bevölkerung. Denn wenn etwas zugenommen hat, dann ist das vor allem die Angst der Menschen. Und Angst ist ungesund und schränkt ein… Auch wenn sich manche unserer Zeitgenossen im Hinblick auf die Problematisierung von Zuwanderung geradezu wünschen würden, dass unser Land gerade sicherheitsmäßig ins Chaos stürzt – für Panik besteht keinerlei Anlass. Ganz im Gegenteil: Wenn man sich die Polizeiliche Kriminalstatistik anschaut, dann gab es in Deutschland zwar selbstverständlich nach der Zuwanderung von mehr als einer Millionen Menschen eine Zunahme an Gewaltdelikten zwischen 2015 und 2017.

Im Vergleich zu 2017 gab es allerdings nur einige Jahre zuvor noch mehr als doppelt so viele Morde, mehr als doppelt so viele Delikte der überfallartigen Vergewaltigung durch Einzeltäter wie auch mehr als doppelt so viele Delikte der überfallartigen Vergewaltigung durch Gruppen.

Auch bei den Deliktformen der schweren Körperverletzung und der antisemitischen Straftaten gab es einige Jahre vor 2015 noch deutlich höhere Werte (Quellen und genaue Zahlen siehe unten).

Die Ursache der Diskrepanz zwischen allgemeiner Wahrnehmung und Faktenlage sehen wir u.a. durch einseitige Berichterstattung und Überbetonung: Kennen Sie auch solche Leute, die jede emotionalisierbare Straftat durch Angehörige einer Minderheit z.B. auf Facebook hervorheben? Wir nennen sie „Bestätigungssammler“. Sie sammeln Straftaten einer Minderheit wie andere Briefmarken sammeln, um sie dann auf Facebook oder anderweitig zu verbreiten und damit Belege für „die Schlechtigkeit“ einer Minderheit zu verbreiten und geradezu ” zu feiern”.

Wir finden das völlig daneben, egal, ob es sich bei der Minderheit um Homosexuelle, Juden, Sinti und Roma, Muslime oder Geflüchtete handelt. Und wir dachten, wir sind als Gesellschaft heute so weit, dass wir so etwas nicht mehr so einfach machen.

Ja, sicherlich gibt es unter Zuwanderern mehr Straftäter als unter Einheimischen, schon alleine, weil der Anteil junger Männer zwischen 15 und 30 höher ist als in anderen sozialen Gruppen. Aber rechtfertigt das, dass manche unserer Zeitgenossen jeden Einzelfall mit einer Zuschreibung medial oder auf Facebook hervorheben und damit die in der Regel die ca. 99% aus der Gruppe, die nicht straffällig wurden, unter Generalverdacht stellen?

Einen Anteil an der Zunahme der Angst hat sicherlich auch die Berichterstattung in den Medien, die aufgrund sinkender Werbeeinnahmen vielleicht mehr als früher mit „Effektheischerei“ um Aufmerksamkeit und Auflagen kämpfen und die bringen nun einmal vor allem „hate und crime“.

Während es bei Suiziden immerhin das Agreement unter Medien gibt, nicht über Einzelfälle zu berichten, weil die Berichterstattung Nachahmer motiviert, scheint für Gewaltdelikte und Terrorangriffe das Gegenteil der Fall zu sein. Darüber wird ungefiltert und ziemlich umfangreich berichtet, als würden wir gesellschaftlich in absolut unsichere Zeiten schlittern.

Und diesen Eindruck verstärken auch die vielen privaten „Bestätigungssammler“, indem sie einseitig emotionalisierbare Straftaten durch Zuwanderer suchen und verbreiten. Dass wir allerdings mitnichten ins Chaos und unsichere Zeiten schlittern, sondern im Gegenteil, dass Deutschland heute sicherer ist als noch vor zehn Jahren, weiß kaum jemand.

Wir finden, wir sind alle gefragt, uns „Bestätigungssammlern“ in unserem Bekanntenkreis entgegen zu stellen und darauf zu verweisen, wie einseitig ihre „Auslese“ ist. Und dass für Panik kein Anlass ist. Deutschland ist heute sicherer als vor zehn Jahren!

Hier noch einige Belege für die oben aufgeführten Aussagen: Die Zahl der Morde in Deutschland hatte ihren Höhepunkt im Jahr 1993 mit 1468 Morden. Die Zahl ist nach 2015 zwar gestiegen, es waren allerdings im Jahr 2017 mit 731 Morden gerade einmal halb so viele wie 1993. Bei der Deliktform der überfallartigen Vergewaltigung durch Einzeltäter lag der Höhepunkt 2004 bei 2551 angezeigten Straftaten, die Zahl lag im Jahr 2017 bei 946 Fällen. Bei der Deliktform der überfallartigen Vergewaltigung durch Gruppen lag der Höhepunkt 2003 bei 234 angezeigten Fällen – im Jahr 2017 waren es 122 Fälle. Bei der Deliktform der schweren Körperverletzung war der Höhepunkt 2007 mit 154.849 Fällen – im Jahr 2017 waren es 137.058 Fälle. Bei der Deliktform der antisemitischen Straftaten gab es zwar einen absoluten Höhepunkt in der Medienberichterstattung im letzten Jahr und die Angst der jüdischen Bevölkerung hat in den letzten beiden Jahren sicherlich besonders stark zugenommen – allerdings war der Höhepunkt bei der Zahl der Straftaten im Jahr 2006 mit 1809 antisemitischen Straftaten noch um 20% höher als 2017 mit 1504 Fällen. 

Und zum Nachschauen:

Kriminalpolizei.de , Artikel in der Welt  , Statistika.de , BKA-Zeitreihen zum Download