Clan-Kriminalität hat zwar nichts mit Islam zu tun. In der Berichterstattung gibt es allerdings Parallelen.

Die Neuen Deutschen Medienmacher verliehen ihren Negativ-Preis – die Goldene Kartoffel – für das Jahr 2020 an Spiegel TV. Clan-Kriminalität macht laut BKA 8% der organisierten Kriminalität aus. In Medien – und damit die gefühlte Gefahr – liegt allerdings deutlich höher. Wie kommt das?

Wer alt genug ist, kann sich noch gut daran erinnern, wie in den 90er-Jahren in den Medien die Berichterstattung über die Russen-Mafia Hochkonjunktur hatte. Dazu muss man wissen, dass in den 90er-Jahren über 2 Millionen Spät-Aussiedler, zumeist aus GUS-Staaten, nach Deutschland kamen. War diese Berichterstattung damals verhältnismäßig? Oder war sie geprägt von einem Abwehrreflex gegen so viele “Fremde”, die in Deutschland eine neue Heimat suchten und fanden?

Gleiches kann man sich heute im Bezug auf arabische Clans fragen, sind diese medial doch an die Stelle der Russen-Mafia getreten. Apropos, was ist eigentlich mit der Russen-Mafia? Haben die sich aufgelöst, sind alle verhaftet oder haben sie ihre kriminellen Geschäfte an arabische Clans übergeben? Oder verbergen sie sich wie Hells Angels und andere Gruppen der organisierten Kriminalität unter den übrigen 92% der organisierten Kriminalität, denen allerdings medial nicht mehr so viel Beachtung geschenkt wird wie den arabischen Clans, die dem Medien-Echo nach zu schließen das mit Abstand größte, wenn nicht sogar einzige Problem organisierten Kriminalität darstellt?

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Wir lehnen Kriminalität auf das Schärfste ab und befürworten, wenn Straftäter, die Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Einbrüche, Raubüberfälle und andere kriminelle Delikte begehen, hinter Schloss und Riegel kommen.

Allerdings sollten Medien sich ihrer Verantwortung bewusst sein, verhältnismäßig zu berichten und nicht zu verzerren zulasten einer Zuwanderungsgruppe – arabischstämmiger Menschen – wie dies auch im Hinblick auf ihre Religion allzu oft geschieht. Die unverhältnismäßig häufige Berichterstattung über organisierte Kriminalität, wenn sie von arabischstämmigen Menschen begangen wird, ist auf jeden Fall etwas, was auffällig ist. Und ein Rückblick in die Geschichte dieses Landes zeigt, wie auch in früheren Zeiten mit Negativ-Berichterstattung Feindbilder aufgebaut und vertieft wurden.

Unser Dank geht an die Neuen deutschen Medienmacher, die auf die unverhältnismäßige Berichterstattung über arabische Clan-Kriminalität mit ihrer Preisverleihung hingewiesen haben: Goldene Kartoffel | Medienkritik | NdM (neuemedienmacher.de)